«Es herrscht Goldgräberstimmung»

«Informatikerinnen und Informatiker müssen heute ein Programm eigentlich nicht mehr selber schreiben. Da kann die KI gut unterstützen. Allerdings braucht es den Menschen, der das Ergebnis beurteilt und verbessert.» Das sagt George Streit, Leiter Kompetenzzentrum Digitalisierung & Innovation bei ICT-Berufsbildung Schweiz, dem Verband für Berufe in den Informations- und Kommunikationstechnologien. Er fasst damit quasi den Einfluss der KI auf die Berufswelt zusammen: KI verändert Berufe oder lässt einzelne gar verschwinden, schafft aber auch neue. Und sind in Zukunft wichtiger als Wissen.

Künstliche Intelligenz (KI) verändert zahlreiche Berufe, insbesondere im kreativen und kaufmännischen Bereich oder in der Industrie-Produktion. Und auch vor den Berufsschulen macht die KI nicht Halt.

Weniger Routine, mehr Ausnahmen

ChatGPT ist heute in aller Munde. Doch nicht nur der künstlich-intelligente Chatbot, auch weitere Anwendungen von KI sind dabei, die Arbeitswelt massiv zu beeinflussen. «Diese Entwicklung wird sich in Zukunft weiter beschleunigen und Berufe noch stärker verändern»: Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Arbeitsbeobachtung Amosa, eines Gemeinschaftsprojekts von Arbeitsbehörden verschiedener Kantone. Vier Berufsfelder sind demnach von der Digitalisierung und insbesondere der KI besonders betroffen: Marketingberufe, Büro- und Sekretariatsberufe, Verkaufsberufe im Detailhandel sowie jene der industriellen Produktion. Dort gibt es viel Routine oder zahlreiche Möglichkeiten für einen Einsatz von KI. In Marketingberufen erfordere dies von den Angestellten eine «hohe Offenheit für Neues und Lernwille». In kaufmännischen Berufen verändert es den Alltag: weniger routinemässige Sachbearbeitung, mehr Bearbeiten von Ausnahmen und Sonderfällen.

Nicht mehr Wissen abfragen

«Was die KI betrifft, herrscht bei Software-Unternehmen eine Goldgräberstimmung: IT-Dienstleister haben immer mehr KI-Tools in ihrem Angebot», sagt George Streit. Aus seiner Sicht werde es in den meisten klassischen Berufen aber lange dauern, bis KI wirklich nachhaltige Spuren hinterlasse. Anfang Jahr schuf der Verband ICT-Berufsbildung Schweiz derweil ein Beratungsangebot, um Berufsschulen und Berufsverbände beim Einsatz von KI in der Berufsbildung zu unterstützen. «Wir wurden mit Anfragen überhäuft», sagt George Streit. Dass KI in der Berufsschule eingesetzt werde, um zum Beispiel Texte erstellen zu lassen, sei klar. Wichtig sei, dass es dafür klare Regeln gebe. «Es muss immer ersichtlich sein, welche KI-Instrumente man für die Erledigung einer Aufgabe eingesetzt hat», ist er überzeugt. «Früher oder später wird an allen Berufsschulen nicht mehr Wissen abgefragt, sondern die Fähigkeit, dieses Wissen anzuwenden.»

Text: Peter Bader / Foto: ICT

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