Was war Ihr Traumberuf – und was wurde daraus?

«Mutig sein, aber ein Back-up haben»

Michèle Krüsi (33), Content-Creator und Unternehmerin

«Kreative Arbeit und Mode begeisterten mich schon früh. Nach der Ausbildung als Polygrafin arbeitete ich als Grafikerin und Art Director in einer Werbeagentur. In der Freizeit startete ich den Mode-Blog «The Fashion Fraction» und studierte berufsbegleitend «Visuelle Kommunikation» an der Schule für Gestaltung in Zürich. Um mich auf das Studium und das Influencertum zu konzentrieren, kündigte ich meine Festanstellung. Ich probierte aus und schaute, was dabei herauskommt. Es folgten Kooperationen mit Luxusmarken wie Cartier und Dyson, und 2019 gründete ich meinen eigenen Brand «Lioa Lingerie». Mittlerweile bin ich seit sieben Jahren selbstständig. Jugendliche sollen mutig sein und etwas ausprobieren im Leben. Mein Tipp: Macht trotzdem eine Ausbildung, um ein Back-up zu haben.»

«Für das Hobby entschieden»

Dominic Stricker (21), Tennisprofi

«Der Traum vom Tennisprofi war schon früh da. Mit 5 Jahren besuchte ich einen Schnupperkurs, von da an war ich vom Spiel begeistert. Und ich war fleissig und trainierte immer mehr. Nach der Sekundarschule absolvierte ich in Biel die Sporthandelsschule und trainierte daneben bei Swiss Tennis. Ein halbes Jahr vor den Abschlussprüfungen musste ich mich entscheiden: Grand-Slam-Qualifikation in Paris und Wimbledon oder KV-Lehrabschluss? Zusammen mit meiner Familie und der Lehrerin bei Swiss Tennis entschied ich mich für den Sport. Das war kein leichter Entscheid, bis 2027 könnte ich die Prüfung noch nachholen. Aber gibt es etwas Schöneres, als das Hobby zum Beruf zu machen? Wenn man etwas liebt, macht man es auch besser!»

«Ausprobieren und durchhalten»

Annette Keller (63), ehemalige Direktorin der Justizvollzugsanstalt Hindelbank

«Bei mir war klar, dass ich Lehrerin werde, weil ich quasi in einer Lehrer-Dynastie aufwuchs. Die Arbeit mit Menschen gefiel mir, nur wollte ich lieber mit Erwachsenen zu tun haben. Weil mich die grundlegenden Fragen des Lebens interessierten, wurde ich danach Pfarrerin. Auch das war eine sinnstiftende Tätigkeit, nur das Predigen war nicht so meine Sache. So wurde ich Sozialarbeiterin, landete im Justizvollzug und fand meine Bestimmung: Die Tätigkeit war vielfältig, ich arbeitete in einem interdisziplinären Team, hatte mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu tun, die es nicht leicht hatten im Leben. Und auch hier konnte ich konkret etwas bewirken. Junge Leute sollen verschiedene Tätigkeiten ausprobieren – und durchhalten, bis sie ihre Bestimmung gefunden haben.»

«Eine Investition fürs Leben»

Michael von der Heide (53), Sänger und diplomierter Pflegefachmann

«Als ich den Auftritt von Paola am Eurovision Song Contest 1980 sah, wusste ich, dass ich Sänger werden möchte. Aber ich wuchs auf dem Land auf, in unserer Realität war das Musikbusiness sehr weit weg. Es war klar, dass ich einen ‹richtigen› Beruf erlernen würde. Nach den verschiedensten Schnupperlehren realisierte ich, dass die Arbeit in der Pflege das einzige war, das für mich in Frage kam. Ich erkannte einen Sinn darin. Noch bevor ich richtig in den Job einsteigen konnte, erhielt ich einen Plattenvertrag. Aber ich ging zurück in die Pflege, als während Corona alle Konzerte ausfielen. Es war, als hätte ich nie damit aufgehört. Eine berufliche Ausbildung ist – auch wenn man mal ein bisschen beissen muss – eine Investition fürs Leben.»

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