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Berufsporträt

Ausbildung während der Pandemie

«In der Corona-Zeit habe ich fast mehr gelernt»

Drei Lernende blicken auf ihre Ausbildung während der Pandemie zurück.

«Kein schlechtes Jahr»

«Der erste Lockdown war wie ein Chlapf. Wir kamen noch einmal ins Restaurant, um aufzuräumen, dann stand alles still. Alle waren irgendwie überfordert. In der Berufsschule war der online-Unterricht zwar gut organisiert, aber der direkte Austausch mit den Lehrern und den anderen Schülerinnen hat mir sehr gefehlt. Denn dabei erfährt man immer etwas Neues und lernt viel. Im zweiten Lockdown gab es bei uns im Restaurant Della Casa einen Take-away-Service. Ich habe von 9 bis 14 Uhr gekocht, konnte an verschiedenen Techniken arbeiten. Am Nachmittag blieb Zeit, um Theorie für die Abschlussprüfung zu lernen. Ich denke, es war trotz Corona kein schlechtes Berufsjahr für mich. Die Routine ist zwar etwas verloren gegangen, auch bin ich beim Kochen langsamer geworden, weil der Druck nicht so hoch war. Aber das kommt schnell wieder. Dafür konnte ich die Abschlussprüfung sehr gut vorbereiten. Jetzt darf ich im Della Casa weiterarbeiten, später möchte ich vielleicht noch im Ausland Erfahrungen sammeln.»

Soraya Frey, 18, Lernende Koch EFZ in Bern, 3. Jahr

«Eindrückliche Organisation»

«Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir, dass ich glücklich war, immer arbeiten zu können. Alle meine Kolleginnen mussten zuhause bleiben. In unserer Apotheke und Drogerie am Marktplatz arbeiteten wir im Schichtbetrieb in den gleichen Teams. So wären nicht alle ausgefallen, wenn sich jemand angesteckt hätte. Die Tage waren länger, die Arbeit anstrengender. Auch wenn ich noch nicht so oft Kunden bediente, merkte ich, wie besorgt viele waren. Und wie viel Desinfektionsmittel sie gekauft haben. (lacht) Besonders beeindruckt hat mich, wie schnell unsere Apotheke sich in der Krise neu organisierte. Auch ich musste sehr flexibel sein. In der Berufsschule fehlte mir der Austausch. So war es schwieriger, den Stoff zu verarbeiten, auch weil ich mich zuhause nicht so gut konzentrieren konnte. Weil ich bereits die Matura habe, dauert meine Lehre nur drei Jahre. Danach möchte ich an der Höheren Fachschule für Drogistinnen und Drogisten (ESD) die zweijährige Ausbildung zur Geschäftsführerin einer Drogerie machen.»

Ophélie Divorne, 22, Lernende Drogistin EFZ in Büren, 2. Jahr

«Schule, Schlafen, Arbeiten»

«Während der Corona-Zeit habe ich auf der Gemeindeverwaltung fast mehr gelernt als in normalen Zeiten. Wir waren in jeder Abteilung immer zu zweit, da hatte ich mehr Betreuung und einen direkteren Einblick in verschiedene Sachen. Es kamen zwar weniger Leute an den Schalter, dafür mussten wir mehr Telefonanrufe beantworten. In die Berufsschule konnten wir immer gehen, natürlich mit Masken und grossen Abständen. Was wirklich komisch ist: Inzwischen hat man sich so sehr an die Masken gewöhnt, dass man sich ohne Masken fast weniger gut kennt als mit. (lacht) Und auch die Distanz, die man immer einhalten musste, bringt man fast nicht mehr weg. Am meisten zu schaffen gemacht hat mir, dass ich in der Freizeit kaum Leute mehr treffen durfte. Das Leben bestand eigentlich nur noch aus Schule, Schlafen und Arbeiten. Das war schon anstrengend. Im Moment arbeite ich auf der Gemeindeschreiberei, als nächstes komme ich in die Abteilung Finanzen. Nach der Lehre möchte ich erst einmal in meinem Beruf arbeiten.»

Mara Bongiorni, 17, Lernende Kauffrau EFZ in Brügg, 1. Jahr

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